Regierungspräsidium Freiburg Abteilung Umwelt
Regierungspräsidium Freiburg
Abteilung Umwelt
Kaum jemandem aus Herrischried wird entgangen sein, dass sich der Blick auf die Matten rund um Herrischried verändert hat. Für den einen mag der Anblick ungewohnt erscheinen – offene Talböden ohne Bäume und Sträucher – für den anderen mag es ein vertrauter Anblick sein und an Kindheitstage erinnern.
Die Rede ist von den Gehölzmaßnahmen, welche in den letzten Monaten rund um Herrischried durchgeführt wurden. Die Arbeiten fanden im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg statt und haben zum Ziel, die Nasswiesen wieder als geeigneten Lebensraum für das Braunkehlchen und andere Offenlandarten herzustellen. Die in Baden-Württemberg einst häufige Vogelart ist mittlerweile vom Aussterben bedroht und kommt in Deutschland nur noch an wenigen Orten vor. Das Murgtal ist einer dieser Orte. Doch in den letzten Jahren ging auch hier die Anzahl an Brutpaaren drastisch zurück. Ein Grund dafür ist, dass durch die Nutzungsaufgabe der einst regelmäßig gemähten Nasswiesen mehr und mehr Gehölze aufkamen, auf welche das Braunkehlchen sensibel reagiert. Denn als Vogelart, welche ihre Nester am Boden anlegt und auf offene Grünlandbereiche angewiesen ist, halten Braunkelchen große Abstände zu Bäumen und Sträuchern. Denn dort könnten sich Räuber verstecken und eine Gefahr für den Braunkehlchen-Nachwuchs darstellen.
Durch die Entnahme der hochgewachsenen Gehölze finden die Braunkehlchen in Herrischried wieder die für Offenlandarten typischen Habitatstrukturen vor. Ähnliche Maßnahmen in anderen Gebieten zeigen bereits Erfolge und die Braunkehlchen-Populationen nehmen dort wieder zu. Im Frühjahr kommen die Braunkehlchen aus ihren Winterquartieren im subtropischen Afrika zurück nach Europa. Die Hoffnung ist groß, dass auch die Herrischrieder Braunkehlchen wieder ihren Weg zurück ins Murgtal finden. Denn auch in den letzten Jahren konnten die Ornithologen eine Hand voll Männchen bei der Balz beobachten. Doch die Weibchen ließen sich nicht überzeugen, ebenfalls hier zu bleiben und in Herrischried zu brüten. Der hohe Bestand an Bäumen und Sträuchern könnte ein Grund dafür gewesen sein. In diesem Jahr stehen für die Braunkehlchen nun wieder deutlich verbesserte Habitate bereit. Andere Offenlandarten wie Feldschwirl, Grauammer oder Wachtelkönig werden von den neu geschaffenen Offenflächen ebenfalls profitieren. Für alle anderen im Gebiet vorkommenden Singvogelarten außer der Elster und der Rabenkrähe hatten die Gehölzmaßnahmen keine negativen Auswirkungen. Denn auch Goldammer, Dorngrasmücke, Sumpfrohrsänger u.v.m legen ihre Nester überwiegend bodennah oder auch direkt am Boden an und profitieren durch die offene Kulisse. Und auch den zum Teil selten gewordenen Pflanzen der Nasswiesen und Niedermoore kommt die Maßnahme zugute. Denn durch die aufkommenden Gehölze in Folge der Nutzungsaufgabe wurden auch sie zunehmend verdrängt und beschattet.
Für alle Interessierten, die Fragen zu den Maßnahmen haben oder mehr über die Lebensweise der Braunkehlchen erfahren möchten, bietet das Regierungspräsidium Freiburg im Rahmen des Artenschutzprogramms Vögel eine öffentliche Führung über die Maßnahmen-Flächen an. Mit etwas Glück können dabei auch die zurückgekehrten Braunkehlchen beobachtet werden. Treffpunkt ist am Dienstag, 14.Mai 2024, 17:00 Uhr an der Rotmooshalle in Herrischried. Wer hat, Fernglas mitbringen!
Bei Rückfragen können Sie sich gerne an das betreuende Pflegemanagement-Büro BHM (Frau Jakob / Herr Hertenstein) oder das Regierungspräsidium Freiburg (Fr. Höfler) wenden. Planungsbüro Bresch-Henne-Mühlinghaus (BHM): (Tel. 0761 766969-792) oder (Tel. 0761 766969-70).
Regierungspräsidium Freiburg: (Tel. 0761 208-4146)